Low-Code und No-Code 2025: Ersetzen sie echte Entwickler?
Vor drei Monaten kam ein potenzieller Kunde zu uns: "Warum soll ich 30.000€ für eine Web-App bezahlen wenn ich die gleiche Sache mit Bubble für 500€ bauen kann?"
Gute Frage. Hier ist die ehrliche Antwort – und warum der Kunde am Ende trotzdem bei uns unterschrieben hat.
Was Low-Code und No-Code wirklich sind
Falls du die Begriffe nicht kennst:
No-Code:
Websites und Apps bauen komplett ohne Code. Drag & Drop, visuelle Editoren, fertige Templates.
Beispiele: Webflow, Bubble, Adalo, Wix
Low-Code:
Meistens visuelle Entwicklung, aber du kannst bei Bedarf Code hinzufügen für komplexere Logik.
Beispiele: OutSystems, Mendix, Retool, Supabase
Der Hype ist real
Die Zahlen lügen nicht:
- 90% der Unternehmen nutzen 2025 mindestens ein Low-Code/No-Code Tool
- Markt wächst mit 23% pro Jahr
- Gartner prognostiziert: 65% aller Apps werden 2025 mit Low-Code gebaut
Das ist keine Nische mehr. Das ist Mainstream.
Was Low-Code/No-Code wirklich gut können
Seien wir ehrlich: Für bestimmte Use Cases sind diese Tools unschlagbar.
1. MVPs und Prototypen
Szenario: Startup mit Idee, wenig Budget, will schnell testen ob das Konzept funktioniert.
Früher:
- 3 Monate Entwicklung
- 25.000€ Budget
- Risiko: Idee funktioniert nicht, Geld weg
Mit No-Code:
- 2 Wochen Setup
- 500€ Budget
- Gleicher Test möglich
Real-World Beispiel:
Startup-Kunde wollte eine Buchungsplattform für Handwerker bauen. Unsicher ob Markt existiert.
Was wir gemacht haben:
Phase 1: Bubble-Prototyp in 3 Wochen, 2.000€
Phase 2: 6 Monate Markttest, 300 User akquiriert
Phase 3: Auf Custom Next.js App migriert, 35.000€
Ohne No-Code hätte das Startup 35.000€ riskiert ohne zu wissen ob's funktioniert. Mit No-Code? Risiko minimiert.
2. Interne Tools und Admin-Panels
Szenario: Du brauchst ein internes Dashboard für dein Team.
Requirements:
- Datenbank-Zugriff
- CRUD-Operations
- Einfache Visualisierungen
- Nutzen nur 5 Mitarbeiter
Mit Custom Code:
2-3 Wochen Entwicklung, 8.000€+
Mit Retool:
2 Tage Setup, 50€/Monat
// Retool: SQL Query direkt im UI
SELECT * FROM orders
WHERE status = 'pending'
AND created_at > NOW() - INTERVAL '7 days'
// Visualisierung per Drag & Drop
// Kein Frontend-Code nötig
Unsere Empfehlung:
Für interne Tools nutzen wir selbst oft Low-Code. Warum? Weil es wirtschaftlich Sinn macht.
3. Landing Pages und Marketing-Websites
Webflow ist hier unschlagbar.
Warum:
- Designer können direkt bauen (kein Entwickler nötig)
- Visuelles CMS für Marketing-Team
- SEO-Features integriert
- Hosting inklusive
Kosten-Vergleich:
Custom Next.js Landing Page:
- Entwicklung: 5.000€
- Änderungen: Jedes Mal Entwickler nötig (100€/Stunde)
- CMS-Integration: +2.000€
Webflow Landing Page:
- Setup: 1.000€ (von Designer)
- Änderungen: Marketing-Team macht's selbst
- CMS: Inklusive
Für Marketing-Sites? Webflow gewinnt oft.
Die Grenzen: Wo No-Code scheitert
Jetzt kommt die Realität. Denn No-Code ist nicht für alles geeignet.
1. Performance und Skalierung
Real-World Fail:
E-Commerce Kunde kam zu uns. Hatte Online-Shop mit Bubble gebaut. Lief super – bis Black Friday.
Was passierte:
- Normalerweise: 50 User gleichzeitig
- Black Friday: 800 User gleichzeitig
- Ergebnis: Website down, 6 Stunden offline
Das Problem:
Bubble läuft auf geteilter Infrastruktur. Bei Last-Spitzen? Pech gehabt.
Die Lösung:
Migration zu Custom Next.js + Vercel. Kosten: 28.000€
Aber: Black Friday nächstes Jahr? 2.400 gleichzeitige User, keine Probleme.
2. Komplexe Business-Logik
Beispiel: Multi-Vendor Marketplace mit:
- Verschiedene Provision-Modelle je Vendor
- Komplexe Preisberechnungen (Mengenrabatte, Saisonpreise)
- Automatisierte Auszahlungen
- Betrugs-Erkennung
In No-Code? Theoretisch möglich. Praktisch? Ein Albtraum.
// In Bubble: Alles über visuelle Workflows
// "When Button is clicked" → "Do this" → "Then that" → ...
// Bei 50+ Steps wird's unübersichtlich
// In Code: Klar strukturiert
class MarketplaceOrder {
calculateCommission(vendor, order) {
const baseRate = vendor.commissionRate
const volumeDiscount = this.getVolumeDiscount(vendor)
const seasonalAdjustment = this.getSeasonalRate()
return order.total * (baseRate - volumeDiscount) * seasonalAdjustment
}
}
// Testbar, wartbar, erweiterbar
3. Custom Integrationen
Szenario: Du musst dich mit einem alten ERP-System integrieren das eine SOAP-API aus 2008 nutzt.
No-Code-Tools unterstützen moderne REST-APIs, GraphQL – klar. Aber Legacy-Systeme?
Oft unmöglich.
Wir hatten einen Kunden mit SAP-Integration. Bubble konnte's nicht. Custom Node.js Backend? 2 Wochen, Problem gelöst.
4. Vendor Lock-In
Das größte Risiko:
Du baust deine komplette Business-Logik in Bubble. 2 Jahre später:
- Bubble erhöht Preise um 300%
- Oder: Wird von Konkurrent gekauft und eingestellt
- Oder: API-Limits werden reduziert
Deine Optionen?
- Zahlen was sie verlangen
- Oder: Komplett neu bauen
Mit eigenem Code:
Du besitzt den Code. Du kannst jederzeit auf anderen Server deployen. Keine Abhängigkeit.
5. Individuelles Design
No-Code Templates sehen... nach Template aus.
Webflow: Gut, aber du erkennst oft Webflow-Sites
Bubble: Funktional, aber Design-limitiert
Wix: Sieht nach Wix aus
Für manche Brands ist das okay. Für andere? Image-Problem.
Die Wahrheit: Hybrid ist die Zukunft
Unsere Empfehlung nach 100+ Projekten: Nutze das beste Tool für jeden Job.
Unser typischer Tech-Stack 2025:
Frontend: Custom Next.js
CMS: Strapi oder Sanity (Low-Code Headless CMS)
Admin-Tools: Retool
Marketing-Pages: Webflow
Prototyping: Bubble/Figma
Backend: Custom Node.js/Python
Warum Hybrid?
Beispiel E-Commerce:
Frontend (Custom Next.js):
- Performance-kritisch
- Custom Design
- SEO-optimiert
CMS (Sanity):
- Marketing-Team kann Content pflegen
- No-Code Interface
- API für Frontend
Admin-Panel (Retool):
- Bestellungen verwalten
- Inventory-Management
- Schnell gebaut, intern genutzt
Analytics-Dashboard (Retool):
- Umsatz-Reports
- Customer-Insights
- Keine Custom-Entwicklung nötig
Ergebnis:
- 40% weniger Entwicklungszeit
- 30% geringere Kosten
- Mehr Autonomie für Non-Tech Teams
Wann du echte Entwickler brauchst
Faustregel – du brauchst Custom Code wenn:
Performance kritisch:
- E-Commerce mit vielen gleichzeitigen Usern
- Real-Time Applications (Chat, Collaboration-Tools)
- Datenintensive Dashboards
Komplexe Logik:
- Multi-Tenant SaaS mit verschiedenen Permission-Levels
- Fintech mit komplexen Berechnungen
- AI/ML Integration
Langfristig strategisch:
- Dein Produkt IST die Software (nicht nur Hilfsmittel)
- Investor-backed Startup das skalieren will
- Firmen-kritische Systeme
Compliance/Security:
- DSGVO-kritische Daten
- Finanz-Regulierung (BaFin)
- Gesundheitsdaten
Wann No-Code/Low-Code Sinn macht
Schnelle MVPs:
Teste Ideen bevor du viel investierst
Interne Tools:
Kein Kunde sieht sie, Funktionalität > Perfektion
Marketing & Content:
Landing Pages, Blogs, Portfolio-Sites
Automatisierungen:
Zapier, Make.com für Workflow-Automation
Kleine Businesses:
Budget unter 5.000€, einfache Requirements
Was Entwickler von No-Code lernen sollten
Ich sage das als Entwickler: No-Code macht manche Dinge besser als wir.
1. Speed of Iteration
No-Code: Änderung machen, Publish-Button, live in 30 Sekunden
Custom Code: Änderung → Tests → CI/CD → Deploy → 15 Minuten
Für Prototyping und A/B Testing? No-Code ist schneller.
2. Empowering Non-Developers
Marketing-Team kann Landing Pages selbst anpassen? Gut.
Support-Team kann FAQ-Seiten pflegen? Gut.
Das entlastet Entwickler für wichtigere Aufgaben.
3. Visuelles Denken
Manchmal ist ein visueller Workflow-Builder klarer als 200 Zeilen Code.
// 200 Zeilen State-Machine Code
vs.
// Visueller Flow: Klarer für Product-Manager
Die Zukunft: AI-Powered Development
Plot Twist: Die Grenze zwischen Code und No-Code verschwimmt.
Beispiel: v0.dev von Vercel
Prompt: "Build me a pricing table with 3 tiers"
→ v0 generiert React/Tailwind Code
→ Du kannst es direkt nutzen oder anpassen
Ist das No-Code? Ist das Code? Beides?
GitHub Copilot:
Kommentar schreiben → AI schreibt Code
Die Zukunft:
Höheres Abstraktionslevel. Entwickler beschreiben WAS, AI generiert WIE.
Kosten: Die echte Rechnung
Startup: Simple Booking-App
No-Code (Bubble):
- Setup: 500€
- Monatlich: 50€
- Jahr 1: 1.100€
Custom Code:
- Entwicklung: 15.000€
- Hosting: 30€/Monat
- Jahr 1: 15.360€
Aber:
Jahr 2-5 mit Bubble: Je 600€ = 2.400€
Jahr 2-5 Custom: Je 360€ = 1.440€
Breakeven: Nach ~2 Jahren
Wenn du weißt dass das Projekt länger läuft? Custom Code ist langfristig günstiger.
Enterprise: CRM-System
Low-Code (OutSystems):
- Lizenz: 5.000€/Monat
- Anpassungen: 50.000€
- Jahr 1: 110.000€
Custom Code:
- Entwicklung: 120.000€
- Hosting: 500€/Monat
- Jahr 1: 126.000€
Aber:
Jahr 2 OutSystems: 60.000€ (Lizenz)
Jahr 2 Custom: 6.000€ (Hosting)
Über 3 Jahre? Custom ist 100.000€ günstiger.
Die ehrliche Empfehlung
Du bist Startup/Einzelunternehmer:
Start mit No-Code. Teste deine Idee. Migriere später zu Custom wenn's wächst.
Du bist etabliertes Business:
Hybrid-Ansatz. Custom für Core-Features, Low-Code für Tools.
Du baust das nächste Unicorn:
Custom Code. Du willst volle Kontrolle und Skalierbarkeit.
Du brauchst nur eine Website:
Webflow, Wix, Squarespace. Kein Entwickler nötig.
Was mit dem Kunden vom Anfang passiert ist
Erinnerst du dich? Kunde wollte wissen warum er 30.000€ zahlen soll statt 500€ für Bubble.
Was wir besprochen haben:
- Seine Ziele: Langfristige SaaS-Plattform, 1000+ Kunden in 2 Jahren
- Performance-Anforderungen
- Custom Integrationen mit bestehendem ERP
- Investor-Pitch mit Tech als USP
Unsere Empfehlung:
Phase 1: Bubble-MVP (1.500€)
Phase 2: Beta-Test mit 50 Kunden
Phase 3: Migration zu Custom (28.000€)
Ergebnis:
- MVP in 4 Wochen statt 3 Monaten
- Frühes Feedback von echten Kunden
- Business-Case validiert bevor große Investition
- Heute: 300 zahlende Kunden, Custom-Plattform läuft stabil
Das ist die Kraft von Hybrid: Das richtige Tool zur richtigen Zeit.
Dein Action Plan
Evaluiere dein Projekt:
- Wie komplex ist die Business-Logik?
- Wie viele User erwartest du?
- Wie lange soll es laufen?
- Budget?
Wenn 1-2 = niedrig, 3 = kurz, 4 = klein:
→ No-Code/Low-Code
Wenn 1-2 = hoch, 3 = lang, 4 = vorhanden:
→ Custom Code
Unsicher?
→ Hybrid: MVP mit No-Code, migriere später
Brauchst du Beratung?
Die Tool-Landschaft ist riesig. Bubble, Webflow, OutSystems, Retool, Supabase, Xano...
Wir bei Unified Digital Solutions haben alles getestet. Wir sagen dir ehrlich:
- Was mit No-Code geht
- Was Custom Code braucht
- Wie ein Hybrid-Ansatz aussehen könnte
Kostenlose 30-Min Beratung: Schick uns deine Projekt-Idee, wir geben dir eine ehrliche Einschätzung.
Kein Sales-Pitch. Nur technische Realität.